© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz
       
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Die erste Kapelle wurde bei der steigenden Seelenzahl zu klein, es herrschte ein unmögliches Gedränge, ein Teil der Gläubigen stand während des Gottesdienstes im Freien. Ein neues und größeres Gotteshaus musste her!

 

Zu dieser Zeit hatte Rommerz etwa 600 Einwohner.Es war das Jahr 1862 als Bürgermeister Lorenz Heurich eine Eingabe an die Bischöfliche Behörde in Fulda machte und auf die unhaltbaren Zustände beim Gottesdienst hinwies. Die Bischöfliche Behörde war mit einem Neubau einverstanden, doch musste noch die Finanzierung sichergestellt werden, der Kostenvoranschlag lag bei 4200 Gulden. Davon sollte die Kirchengemeinde zunächst 500 Gulden selbst aufbringen, die gleiche Summe gab die Kurfürstliche Regierung dazu. Bei der Fuldaer Seminarkasse wurde ein Kredit von zunächst 1800 Gulden aufgenommen. Weiterhin stellte die Staatskasse die gebrochenen Steine, zur Erstellung der Kirche, im Fliedener Forst kostenlos zur Verfügung. Der Transport der Steine wurde von den Gläubigen aus Rommerz kostenlos geleistet. Dies waren Hüttner und Bauern, die ein Fuhrwerk besaßen; die meisten Wagen trugen nur einen Stein als Last Als Standort der Kirche wurde das Gelände gegenüber der damaligen Gastwirtschaft Auth (Pöresch) gekauft. Der Eigentümer Michael Hasenau (Büdhätte) bekam für den Bauplatz 190 Goldgulden.

 
 Alte Rommerzer Kirche. Ecke Hauswurzer- Maigrabenstraße

Der Grundstein für die Kirche wurde am 27. Mai 1865 unter Anteilnahme der Bevölkerung gelegt. Am 5 Oktober 1865 waren die Maurerarbeiten schon soweit fertig, dass der Zimmermann das Gebälk aufschlagen konnte und ein Richtfest gefeiert wurde.  

Das Gotteshaus wurde im gotischen Stil erbaut, es war einschiffig, besaß eine kleine Empore und hatte eine einfache Decke. Es handelte sich um einen in drei Seiten des Achteckes geschlossenen Rechteckbau von drei Fensterachsen mit Rundbogenfenster, Satteldach und Dachreiter. Die Länge der Kirche betrug 19,55 Meter, ihre Breite 9,35 Meter. In ihrem Turm hingen drei Glocken, als Sakristei diente der Raum hinter dem Altar.

Die Unterhaltung der Kirche oblag der Rommerzer politischen Gemeinde. Der Baumeister der Kirche ist nicht bekannt, vielleicht war es der Fuldaer Adam Heres der in dieser Zeit auch die Kirchen von Weyhers, Molzbach, Tiefengruben, Schletzenhausen, Rückers bei Hünfeld und vermutlich auch die Kirche in Sargenzell errichtete.

Die Freude der Rommerzer Bevölkerung war natürlich groß, als am 25. September 1866 die neue Rommerzer Kirche durch den Fuldaer Bischof Christoph Florentius Kött zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria eingeweiht wurde. In den Altar wurden Reliquien der hl. Märtyrer Fortunatus und Plazidus eingelassen. Folgende Geistliche nahmen an der Feier teil: Landdechant Erb von Johannesberg in Begleitung des Bischofs, die Pfarrer Hohmann Neuhof, Graner von Giesel und Waldner von Herolz, Kuratus Gies von Sannerz, Kooperator Kaul von Hauswurz, die Kapläne Staubach von Neuhof, Danz von Flieden, Etzel von Rückers, Lauer von Kassel sowie der Rommerzer Stationar Pater Xaver Post.

Die Schreinerei Hahner aus Flieden lieferte im Jahre 1867 eine im klassizistischen Stil angefertigte Kanzel für die neue Kirche. Den Altar schenkten die Ursulinen aus Fritzlar im Jahre 1868 den Rommerzern für ihre Kirche, er stammt aus der Ursulinen- kirche in Fritzlar.  Der Barockaltare wurde von Rommerzern Bürgern auf einem Wagen in Fritzlar abgeholt.Die Bilder für den Kreuzweg, sind noch im Jahre 1867 angeschafft worden. Die gemalten Fenster wurden von dem Glasmaler Leinweber aus         Fulda für 1350 Mark im Jahre 1905 geliefert und eingebaut. 

 

Die innenansicht der Kirche zu Rommerz, mit Kanzel, bemalter Decke, Kommunionbank und Altarraum. 

Rechts hängt die Ehrentafel der Gefallenen des ersten Weltkriegs.

Links die Vierzehn Nothelfer und das Missionskreuz. 

 

Der vierte und letzte Pfarrkurat von Rommerz war Franz Anton Hahn. Er wurde am 20.12. 1884 zu Obernkircher/Grafschaft Schaumburg Lippe geboren und am 22.7.1909 in Fulda durch Bischof Dr. Joseph Damian Schmitt zum Priester geweiht. Er wurde 1909 Kaplan in Hünfeld, 1911 in Wirtheim, 1912 in Großenlüder und am 1.2.1919 Kuratus in Rommerz. Er versuchte, nach den Kriegsjahren das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen und war sehr beliebt in Rommerz. Er wurde der erste Pfarrverweser am 1.12.1920 als Rommerz zur Pfarrei erhoben wurde.

 


Abschrift der
Urkunde


über die Errichtung einer katholischen Pfarrei zu Rommerz im Kreis FuldaNachdem die Errichtung einer Pfarrei zu Rommerz sich als notwendig erwiesen und die dahinzielenden Verhandlungen der staatlichen und kirchlichen Behörden ihren Abschluß gefunden, wird nunmehr die bisherige Filialgemeinde Rommerz zur selbstständigen katholischen Pfarrei erhoben und das folgende bestimmt:

  1. Die Katholiken zu Rommerz mit der Ochsen-, Mittel-, Engel-, Schlag- und Bobelsmühle, in ihren wohnlichen Grenzen übereinstimmend mit den Grenzen der politischen Gemeinde Rommerz, werden in der Pfarrei Rommerz vereint, sie scheiden daher aus dem Pfarrverbande von Neuhof aus.
  2. Die Kirche zu Rommerz erhält die Rechte einer Pfarrkirche.
  3. Der Pfarrer hat seinen Sitz in Rommerz.
  4. Die Pfarrei Rommerz wird dem Dekanat Neuhof zugeteilt.
  5. Das Diensteinkommen des Pfarrers zu Rommerz regelt sich nach dem Pfarrbesoldungsgesetz vom 26. Mai 1909. Soweit die Pfarrgemeinde Rommerz das Diensteinkommen über den Betrag von 1800 RM hinaus aus eigenen Mitteln aufzubringen unfähig ist, wird die eine Hälfte des Fehlbetrags aus kirchlichen Mitteln (dem Diözesanhilfsfonds) durch den Bischöflichen Stuhl zu Fulda gewährleistet unter der Voraussetzung, dass die andere Hälfte aus den im Staatshaushaltsplan für die Gründung katholischer Pfarreien vorgesehene Mitteln gewährt wird.
  6. Gegenwärtige Urkunde tritt mit Staatsgenehmigung am 1.Dezember 1920 in Kraft.

                                                                           Fulda den 3. November 1920                                                                            
                                                                            der Bischof von Fulda
                                 gez. Joseph Damian Schmitt


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Verfügung der Regierung

Die nach der vorstehenden Urkunde vom 3. November 1920 von dem Bischof von Fulda kirchlicherseits ausgesprochene Errichtung und Umschreibung der katholischen Pfarrgemeinde Rommerz wird auf Grund der von dem Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung mittels Erlasses vom 20. September 1920 –G.II 4425- uns erteilten Ermächtigung hierdurch von Staats wegen bestätigt und in Vollzug gesetzt.


Kassel, den 31. Dezember 1920                                       Regierung Abteilung für Schulwesen und Kirchen

                                                                                                                                   gez. Dircksen


Die neue Kirche durfte auch bald eine Primiz erleben, als am Dreifaltigkeitssonntag 1879 Franz Atzert (Lenges) seine Heimatprimiz feierte. Durch den preußischen Kulturkampf musste er seine theologischen Studien in Würzburg absolvieren, wo er  am 25. Mai 1879 zum Priester geweiht wurde.

Im Jahre 1874 bittet die Filialkirche Rommerz, die Bischöfliche Behörde um eine Beihilfe für einen Orgelneubau. Leider konnte die Behörde des Bischofs in Fulda nicht helfen, doch ergab sich im Jahre 1877 die günstige Gelegenheit, die zwar reparaturbedürftige, aber noch einigermaßen gute Orgel der Kirche Neuhof für 200 Taler anzukaufen. Der Orgelbauer Wilhelm Oestreich aus Bachrain reparierte das alte Orgelwerk und stellte es in Rommerz wieder auf. Es ist nicht bekannt, wie groß diese Orgel war.Die Orgel stand noch bis zum Jahre 1920, sie war inzwischen vollständig verwurmt und unbrauchbar geworden, sie musste abgebrochen werden. wurde durch ein Harmonium der Firma Maier in Fulda ersetzt. Das Harmonium kostete die stolze Summe von 11 490 Mark (Inflation 1914 – 1923).

Unser Ort Rommerz hat sich zur damaligen Zeit schnell und stark vergrößert, man wünschte sich von der Bischöflichen Behörde, im Interesse der Seelsorge einen eigenen Geistlichen. Am 1. August 1909 war es dann soweit, Rommerz wurde durch Bischof Dr. Joseph Damian Schmitt zur Pfarrkuratie erhoben. Josef Wiegand Kaplan aus Neuhof stiftete 3000 Reichsmark für die Errichtung einer Kuratie in Rommerz. Der erste Kuratus in Rommerz wurde am 27. Juli 1909 Alois Hild, er wurde durch Dechant Bermoser aus Neuhof feierlich eingeführt und durch Bürgermeister Damian Heurich begrüßt. 

Nun fehlte aber noch das Pfarrhaus, Pfarrkurat Hild wohnte zunächst bei Familie Schmitt (Kreischesch).Im Jahre 1910 konnte man ein neuerbautes Haus von Emil Auth am Fuchsberg erwerben, das dann allen Priestern bis 1966 als Pfarrhaus diente. Alois Hild wurde am 15.6.1876 zu Warstein in Westfalen geboren und am 15.2.1899 durch Bischof Dr. Adalbert Endert in Fulda zum Priester geweiht. Er wurde 1899 Kaplan in Marburg und Seelsorger in Frankenberg/Eder und 1901 Kuratus in Homberg/Efze. Von Rommerz ging er schon nach anderthalb Jahren als Pfarrer nach Ulmbach, wo er die Schule und das Schwesternhaus baute. 1917 ging er dann nach Niederklein bei Marburg, wo er 42 Jahre als Priester wirkte. Er war auch politisch in der Zentrumspartei tätig und begleitete zeitweise das Amt eines ersten Kreisbeigeordneten des Kreises Marburg. 1957 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und wurde 1961 zum Geistlichen Rat ernannt. Mit 83 Jahren trat er in den Ruhestand und starb im  Alter von 88 Jahren in Hallenberg/Westfalen, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. 

Sein Nachfolger in Rommerz wurde Pfarrkurat Ernst Wolf. Er war am 23.3.1880 in Kassel geboren und am 27.2.1904 in Fulda durch Bischof Dr. Adalbert Endert zum Priester geweiht worden. Er war zunächst Kaplan in Flieden, dann 1908 in Oberndorf bei Gelnhausen und wurde am 15.12.1910 Kuratus in Rommerz. Er war 1912 der Gründer der Marianischen Jungfrauen-Kongregation in Rommerz. Die schweren Jahre des ersten Weltkrieges musste er mitmachen, wobei der eifrig dabei half die Wunden des Krieges zu lindern. 1917 wurde er als Kuratus nach Marborn bei Schlüchtern und 1919 als Pfarrer nach Rothenburg an der Fulda versetzt. 1934 wurde er Pfarrer von Margretenhaun, wo er am 6.Juli 1945 verstarb.Ihm folgte in Rommerz Pfarrkurat  Josef Nüdling. Er wurde am 9.12.1875 in Poppenhausen/Rhön geboren und am 15.3.1902 durch Bischof Endert in Fulda zum Priester geweiht. Er war kurze Zeit Aushilfspriester in der Fuldaer Hospitalpfarrei Hl. Geist, anschliessent 1902 Kaplan in Hünfeld, 1904 Kuratus in Ilmenau/Thüringen und 1907 in Elters. Als Kuratus in Hanau – Kesselstadt seit 1909 baute er das dortige Pfarrhaus mit Kapelle. Er wurde am 16.9 1917 Kuratus von Rommerz, wo er das Ende des ersten Weltkrieges erlebte. Er gründete die Bruderschaft von der Immerwährenden Hilfe in Rommerz, von der das Marienbild heute noch in unserer Kirche hängt und verehrt wird. Im Jahre 1919 wurde er Pfarrer auf dem Florenberg, wo er dreiunddreißig Jahre lang wirkte und am 31.11.1952 starb. Sein Bruder war der Dichter-Pfarrer Ludwig Nüdling.

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Gerne wäre Franz Anton Hahn als Pfarrer in Rommerz geblieben, was aber nach dem damaligen strengen Brauch (die Zahl der Dienstjahre zählte) nicht möglich war. Er wurde als Pfarrkurat (Pastor) nach Wanfried versetzt, später wurde er 1926 Pfarrer in Allendorf bei Marburg und 1938 von Neustadt bei Marburg, wo er am 2.2. 1960 als Geistlicher Rat verstarb.
 

Erster Pfarrer von Rommerz wurde am 1. März 1921 Andreas Führ, er wurde auf einem bekränzten Wagen mit zwölf Vorreitern in Neuhof abgeholt. Am Ortseingang wurde er von Bürgermeister August Weber und Lehrer Anton Bierwirth begrüßt, von hier ging es in einer Prozession zur Kirche. Leider erkrankte Pfarrer Führ schon nach wenigen Wochen und musste von Juli 1921 bis Januar 1922 ins Fuldaer Landkrankenhaus. Er erhielt in Kaplan Joseph Cire, Neupriester Franz Ebel und Kaplan Joseph Fröhlich Kooperatoren die ihn bis September 1923vertraten. Im Jahre 1922 wurde die heute noch vorhandene Kriegergedenktafel, der Gefallenen des ersten Weltkrieges  eingeweiht, ebenso die Figuren des Hl Herzens Jesu und der Gottesmutter die auch beide noch vorhanden sind. Vom 17.12.1922 bis 1.1.1923 fand eine Volksmission statt, bei der ein Frauen- und  Mütterverein sowie ein Männerapostolat gegründet wurden.

1923 wurde eine neue Glocke zu Ehren des hl. Josefs angeschafft, die infolge der damaligen Inflation anfangs 60 000,- nachher aber 1 346 660,- Deutsche Mark kostete.
Nach dem ersten Weltkrieg trug man sich mit dem Gedanken einer Erweiterung der Kirche und begann für diese Erweiterung Geld zu sammeln. Die treibende Kraft hierfür ging von Pfarrer Führ aus. In der Sitzung am 3. Mai 1925 wurde die Bildung einer Kirchbau-Kommission beschlossen, für die vom Kirchenvorstand die Herren Eduard und Damian Kreß bestellt wurden. Ihnen gelang es nicht, dass Gelände neben der Kirche zu erwerben. Auch wurde das Gelände von Leo Hartmann (Schnausebauer) und Eduard Kreß (Lukasse) in betracht gezogen und diskutiert, als sich eine günstige Gelegenheit, für den Kauf eines Grundstückes, zum Bau einer  neuen Kirche bot. Als der Landwirt Karl Schmitt seinem Schwager Lorenz Heurich das heutige Kirchengründstück (Maigrabenstraße) abtreten wollte, gelang es dem Kirchenvorstand, im Tausch mit dem Grundstück von August Weber Hauswurzerstraße, dieses Grundstück für den Neubau einer Kirche zu erwerben. Karl Schmitt schenkte weitere 10 Ar zum späteren Bau eines Pfarrhauses der Kirchengemeinde dazu. 

Am 11. November 1934 in der Früh (in Rommerz Fröhkerch), wurde die letzte hl. Messe von Pfarrer Johannes Roßmann, mit der Bevölkerung, in der alten Kirchen zu Rommerz gefeiert. Die Kirche blieb von 1934 bis 1963 dem Verfall preisgegeben, in der Ortsmitte von Rommerz ungenutzt stehen. Eine andere Nutzung wurde ab und zu von den kirchlichen und politischen Entscheidungsträgern diskutiert, aber nie in die Tat
umgesetzt. Im März 1963 war das Schicksal der alten Rommerzer Kirche besiegelt, sie wurde abgerissen und ihre Steine wurden nach Oberrode verkauft, mit Ihnen wurde in Oberrode eine neue Kirche errichtet. Beim Bau dieses Gotteshauses hätte wohl keiner gedacht, dass diese Kirche  nach hundert Jahren schon nicht mehr stehen würde. Viele alte Rommerzer Bürger haben den Abbruch der ihnen vertrauten Kirche  mit traurigem Herzen und Wehmut begleitet. Wie viel Andacht, Freude und Trauer hat die Kirche mit den Bürgern von Rommerz erlebt? Es wurden über 1000 Neugeborene von 1866 bis 1934 in dieser Kirche getauft, zahlreiche Brautpaare haben hier den Bund fürs Leben geschlossen und für über 500 Verstorbene wurde in der Kirche das Requiem gesungen. 

Rommerz, Rudolf Emmert März 2010 
 
Quellennachweis: Semesterarbeit des Robert Bagus Rommerz Oktober 1953
Chronik der Gemeinde Rommerz, zusammengestellt von Hauptlehrer Josef Schmitt 
5
0 Jahre Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, von  Pfarrer Erwin Sturm
Bilder Reinhold Möller (Kehre)