© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz

Tägliche Einnahmen durch die Milch

Heute fährt das Milchauto die Landwirte direkt auf dem Hof an, in der Vergangenheit gab es in Rommerz zwei sogenannt Milchbänke. Eine stand in der Ortsmitte bei „Märtes“ da wo heute der Bildstock steht und eine stand am Giebel von „Birk“ ihrem Haus, Birk ihrn Hof war ehemals gegeüver  voo Kehre und eins für Hamperesch.

                             Kuhgespann bei Birk 1928
Birk, Stall und Wohnhaus unter einem Dach. Die Milchbank wurde später an
den Giebel des Hauses gestellt, da wo auf dem Bild der Hydrant steht
 

 

Jeder Landwirt hatte entsprechend seine Anzahl an Kühen auch die entsprechende Anzahl an Milchkannen. Eine Milchkanne faste 15 oder 20 Liter Milch. Die größte Anzahl der Bauern betrieben die Landwirtschaft im Nebenerwerb und hatten zwei bis fünf Kühe. Die größeren Landwirtschaftsbetriebe hatten bis zu zwanzig Milchkühe.

                   Waenesch  Heuwagen Henkel Ewald Milchbank   
                                                  Vorher stand die Milchbank zwischen Hamperesch und Daduse, hier rechts noch zu erkennen.

 

 Milchbank 1968
 Das Bild entstand anläßlich der hl. Kommunion von Bernhard Schiebener, im Hintergrund links die Milchbank an dem Giebel von Birk, rechts das Haus von Hamperesch

 

Beide Milchbänke waren so an der Straße platziert, dass die Fahrzeuge welche die Milchkannen abholten direkt vor die Milchbank fahren konnten. Meist war der Molkerei LKW mit zwei Personen besetzt, so dass das Beladen flott von statten ging. Auch war es für die Bevölkerung möglich, kostengünstig, mit dem Milchauto von Rommerz nach Hauswurz oder nach Neuhof zu fahren.    

Die Kannen wurden von den Bauern zu der Milchbank gebracht, von hier wurden diese im Auftrag der Molkerei abgeholt. Dies geschah erst mit Pferdefuhrwerken und später mit einem LKW. Die leeren Kannen wurden auch wieder zurück auf die Milchbänke gebracht, alle Kannen waren mit einer Nummer gekennzeichnet welche dem Bauern zuzuordnen war.  

Die Molkerei Fricke, wohin die meiste Milch geliefert wurde, betrieb seit dem Jahre 1922 in Neuhof eine kleine Molkerei. Die Bauern taten sich am Anfang schwer ihre Milch an die Molkerei zu liefern, man brauchte die Milch für Butter zum Backen, zum Verkaufen selbst. So ist in einer Veröffentlichung des Geschichtskreises Neuhof zu lesen: Die erste Anlieferung erbrachte gerade mal 64 Liter Milch. Die tägliche Anlieferung hat sich schnell auf 200 Liter und später auf 700 Liter erhöht.

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                                                                                                                                                                 Unterhaltung an der Milchbank

 

Als immer mehr Bauern aus den umliegenden Ortschaften ihre Milch, zu der Molkerei in der damals noch selbstständigen Gemeinde Opperz lieferten, übernahm der aus Oberkalbach stammende Klaus Jost als Milchfuhrunternehmer den Transport mit seinen Pferdeführwerken. 

Die angelieferte Milch wurde mit einem Messeimer gemessen und in einem Bassin gesammelt. Die technische Einrichtung der Molkerei bestand aus einem mit Briketts gefeuerten Kessel für den Wasserdampf, einer Zentrifuge, einem Kühler, einem Tödt-Erhitzer, einem Bassin für die angelieferte Milch und einem gemauerten Becken, das der Milchkühlung diente; die Maschinen wurden von einem Elektromotor angetrieben.  

Die ersten Kunden für die verarbeitete Milch fand Gründer Otto Fricke in Frankfurt am Main. Die Milchkannen wurden in Neuhof mit einem Handwagen zum Bahnhof gefahren und mit der Eisenbahn nach Ffm gefördert.

Im Jahre 1928 waren in der Molkerei täglich 2.500 Lite Milch zu verarbeiten. Die Bauern aus den Gemeinden Büchenberg, Zillbach, Döllbach, Uttrichshausen und Heubach lieferten bald auch ihre Milch nach Opperz. Im Jahre 1929 kaufte die Molkerei Fricke den ersten Lastwagen für die Milchabholung aus dem Vogelsberg.

Die Bauern aus den Gemeinden Hauswurz, Weidenau, Reichlos und zum Teil aus Gunzenau, lieferten nun auch nach Opperz. Etwas später kamen noch Jossa, Poppenrod, Pfaffenrod, Hosenfeld und Brandlos hinzu. Der Lastwagen erlaubte es, dass vormittags die Milch in den Dörfern abgeholt wurde und nachmittags die fertigen Produkte zum Bahnhof in Opperz transportiert werden konnte.

Auch die Milchfuhrleute aus Oberkalbach stellten im Jahre 1930 die Abholung auf LKW um. In 1931 betrug die tägliche Anlieferung schon 4.500 Liter Milch. Die Milchkannenanlieferung hatte bestand bis in das Jahr 1975, am 1. März 1975 lösten drei Milchtankwagen die bisherigen Milchkannen ab.

Zum 60jährigen Jubiläum 1982 stellte Horst Otto Fricke die Produktionskapazitäten der Molkerei vor:

Maximale tägliche Bearbeitungskapazität:       100.000 Liter Rohmilch
Produktionskapazität für Markenbutter täglich 3 000 KG
Produktionskapazität für Schlagsahne täglich   8  000  Liter
Produktionskapazität für Sauermilchprodukte  20 000 Liter
Produktionskapazität für Frischkäse täglich bis zu 8 000 KG
Abfüllkapazität für Becherprodukte täglich 150 000 Einheiten
Abfüllkapazität für Frischmilch in Einwegpackungen täglich 10 000 Liter

Nach 72 Jahren verlegte die Molkerei im Jahre 1994 ihre Produktion und Verwaltung nach Kaltensundheim in Thüringen, im Jahre 2005 meldete die Molkerei Insolvenz an.

 

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  Quellennachweis Aus alter Arbeitszeit Vogelsberg Georg Eurich
                                             Quellennachweis: Aus alter Arbeitszeit im Vogelsberg, Georg Eurich

 

 

Quellennachweis: Band 2, Beiträge zur Geschichte Neuhofs, Geschichtskreis Neuhof, Aus alter Zeit im Vogelsberg von Georg Eurich

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