© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz

Erfolgreich Malen mit Mut und Ausdauer

Walter Lorenz gestaltet Freizeit in aller Vielfalt

Aus dem Jahrbuch des Landkreises Fulda 1988, von Jürgen Menigat, Neuhof – Giesel

Walter Lorenz wurde am 2. Januar 1927 in Neustadtl am Klinger im Böhmerwald geboren. Bereits in der Schule bestätigte ihm sein Lehrer eine Begabung zum Malen. Nach der Volksschule erlernte er das Elektrohandwerk und besuchte die Berufsfachschule für Elektrotechnik in Marienbad. Seine Hobbys waren damals schon sehr vielfältig: Malen, Turnen, Fußball, Handball, Flugzeugmodelbau, Ski- und Schlittschuhlaufen, Sportschießen, Basteln, Fotografieren, Briefmarkensammeln und Musizieren.

Die rege Freizeitgestaltung fand ihr jähes Ende, als er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Das Schlimmste für Walter Lorenz nach dem Krieg und fast zweijähriger Gefangenschaft war, dass ein Zurück in seine über alles geliebte Heimat nicht mehr möglich war. Im Zuge der Vertreibung gelangte er mit seinen Angehörigen nach Magdlos.

Nach dem Umzug mit seiner Familie ins Eigenheim nach Rommerz wurde so manches seiner Hobbys fortgesetzt. Neben seiner handwerklichen Veranlagung hat sich Walter Lorenz durch jahrzehntelange Arbeit einen Namen im Vereinsleben von Rommerz gemacht.  

So ist er unter anderem 20 Jahre Hauptkassierer bei der Sportgemeinschaft (SG) Blau-Weiß Rommerz, wo er nicht nur auf dem Sportplatz zu finden ist, sondern auch bei den Vorbereitungen für Veranstaltungen wie Preisskat, Tombola, Plakate, Spruchbänder und der Organisation von Festen. Des Weiteren ist er als Schriftführer seit über 26 Jahren beim Rommerzer Carneval-Verein tätig, und war selbst in 1980 mit seiner Tochter Regent in der Rommerzer Carneval-Hochburg. Doch damit nicht genug, er ist als Vorstandsmitglied in weiteren Vereinen engagiert.

                                                                   

                                                  Walter Lorenz an seinem 60 Geburtstag, eingerahmt von den Wappen der Vereine denen seine Aufmerksamkeit galt.                               
 

 

oben v.l. Walter Lorenz, Edmar Kopp
u.v.l. Elmar Faust, Winfied Heim, Heribert Schäfer
vorne rechts: Walter Lorenz im Elferrat Rommerz 1973
v. rechts: Walter Lorenz, Reinfried Kreß, Paul  Leinweber, Heiz Wehmüller, Oswald Wolf,
Präsident Winfried Heim, Floribert Leinweger 

 

Nach einem Besuch einer Hobby-Ausstellung 1981 im Stadtschloss Fulda, entschloss er sich spontan, eine derartige Ausstellung in Rommerz durchzuführen. Diese wurde ein voller Erfolg.

Seinem Aufruf folgten 32 Bürgerinnen und Bürger, die eine Fülle von handwerklichen Arbeiten zeigten. Bei über 1 000 Besuchern wurde die Ausstellung ein großer Erfolg.

                                                                                                                      1980 Walter Helma

                                                                                                                    Prinz Walter der 33. vom weißen Gold
                                                                                                               Prinzessin Helma die27. von der jungen Mode

1983 folgte daraufhin unter dem Motto „Bergleute in ihrer Freizeit“ eine Mineralien und Hobbyausstellung. Weitere Ausstellungen organisierte er bei Heimattreffen in Bad Vilbel, Königshofen a. d. Donau, Regenstauf, sowie in der Stadthalle Osterhofen/Deggendorf. Zur 40jährigen Feier „Heimatvertriebene in Flieden“ stellte er mit anderen eine Heimatdokumentation zusammen und zur 600-Jahr-Feier in Magdlos malte er das Bühnenbild.

Nach seinem Beitritt 1982 zur „Palette 77“ einer Künstlervereinigung in Flieden, wurden seine Erinnerungen an die einstige Heimat in seinen Bildern und Werken wieder wach. Neben Kupferdrücken werden seine Bilder in Öl, Brandmalerei, Kohle, Bleistift, Feder, Kreide und Spachtelarbeiten gefertigt. Landschaftsbilder aus Hessen (Rhön) und seiner früheren Heimat sowie Stillleben gehören zu seinen Lieblingsmotiven. Nach seiner Erfahrung ist Malen leichter als manche glauben, es erfordert keine Vorkenntnisse. Mut und Ausdauer wie auch der stufenweise Aufbau des Bildes bringen den Erfolg.

Während eines Kuraufenthaltes in Bad Driburg lernte er das Kupferdrücken kennen. Anhand des Anschließenden Beispiels soll verdeutlicht werden, wie ein Bild aus Kupfer entsteht. Nach einer Vorlage, oft selbst entworfen, wird das Motiv zunächst zart auf eine 0,1 Millimeter starke Kupferfolie aufgezeichnet. Das Muster wird von oben nach unten mit einem Löffel in die Metallfolie gedrückt. Dieses muss auf einer weichen Unterlage, evtl. Zeitungspapier, geschehen. Die Rückseite des Bildes füllt man mit Moltofil aus, damit das Relief nicht wieder zusammengedrückt wird. Ist die Füllung trocken, wird die ‚Folie auf ein Brett mit Kontaktkleber befestigt. Das nun fast fertige Bild wird mit Schwefelleber patiniert. Danach werden aufgeworfene Stellen mit feiner Stahlwolle abgerieben und das Ganze lackiert. Mit Hammer und Nagel kann man noch Randverzierungen einschlagen – fertig ist das Werk.

Gedicht 1   Gedicht 2
     

Kulturgüter bewahren

Neben diesen kunsthandwerklichen Betätigungen ist Walter Lorenz auch geistig nicht untätig. Viel Freude bereiten ihm Heimatgedichte und –berichte. Dies hat er teilweise selbst geschrieben, viele wurden in mühevoller Kleinarbeit von ihm gesammelt. Rund 800 Volkslieder, Dokumentationen sowie über 1 000 Kochrezepte trug er im Laufe der Jahre zusammen. Für die Bewahrung dieser Kulturgüter und die vielen Berichte und Anekdoten, die er im „Heimatboten“ einer Zeitung der Heimatvertriebenen, schreibt, wird ihm viel Dankbarkeit bei Treffen der Landsleute zuteil.

Wie könnt ich dein vergessen, geliebtes Heimatland!

Wie reich hat dich vor andern gesegnet Gottes Hand.

Wie find ich deines gleichen, das mich zum Bleiben hielt.

Doch heute lieb ich Beide, das Alte und das Neu.

In Hessen ist meine Bleibe,

doch der lieben Heimat bleib ich treu.

Wer denkt, das Walter Lorenz mit seinen Beschäftigungen hoffnungslos ausgefüllt ist, hat sich getäuscht. Viele Aufgaben sind noch zu bewältigen. Er denkt dabei an die Erstellung eines Bildbandes über seine alte Heimat und eines Liederheftes für die SG Rommerz, damit die vielen alten Lieder, die zu mancherlei Anlässen gesungen werden, nicht verlorengehen. Seiner Arbeit und seinem Einsatz ist weiterhin viel Erfolg zu wünschen.

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Nachdem am 3. Oktober 1990 die Deutsche Demokratische Republik zur Bundesrepublik Deutschland kam und eine Reise in die damals so genannten Ostblockstaaten mögliche war, machte sich Walter Lorenz sofort daran eine Bilderausstellung seines Heimatortes Neustadl in Böhmen zu Organisieren.

                                                     IMG 0001

Der Ort liegt heute in Tschechien und trägt den Namen Straz u Tachova. Die Bilder hierzu hatte Walter im Laufe der Jahre aus seinem Gedächtnis angefertigt und gemalt. Die Ausstellung wurde in dem Bürgerhaus von Neustadl eine Woche lang gezeigt, diese Woche verbrachte Walter in seinem ehemaligen Heimatort, eine kleine Gruppe des Ortsbeirates aus Rommerz (Horst Michel, Berthold Nüchter, Rudolf Emmert) machte sich damals auf den Weg und besuchte Walter für 2 Tage. 

                                         1993 W Lorenz

                                         Berthold Nüchter, Walter Lorenz, Horst Michel, Rudolf Emmert

WL    IMG 0002

Bei der Ausstellungseröffnung in Neustadtl v. links: der Landrat des dortigen Kreises,      Eintrag in die Gästeliste Walter Lorenz Rudolf Emmert Horst Michel 
 Walter Lorenz, Horst Michel, Rudolf Emmert  

 

Auch haben die Heimatfreunde Rommerz mit Walter Lorenz eine Ausstellung in den Rommerzer Gaststätten und den Einzelhandelsgeschäften organisiert. So wurden Bilder mit dem Thema Bergbau in der Gaststätte Heurich (Pöresch), Bilder mit dem Thema Dorfgeschehen in der Bäckerei Happ, Stillleben wurden in der damaligen Filiale der Genossenschaftsbank ausgestellt und im Bürgerladen wurden Bilder der Rhön und der Landschaft um Rommerz gezeigt.

 

                                                                                                                  Austl.

                                                                                       Die Ausstellung in den Rommerzern Geschäften Walter Lorenz und Stefan Neidert

Walter war auch sonst in allen Bereichen sehr hilfsbereit, hierfür und für seine Lebensleistung erhielt er unter vielen Vereinsauszeichnung auch            den Ehrenbrief des Landes Hessen.   

112023 rem