© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz

 

Wüstungen bei Rommerz

Als Wüstung werden einzelne Höfe, Ortschaften und Wirtschaftsflächen bezeichnet, welche von ihren Bewohner verlassen wurden und die Gebäude nach und nach dem Verfall preisgegeben waren. Auch wurden Fundamente aus Steinen oder Steinmauern abgetragen und an anderer Stelle wieder verwand. Wenn man heute feststellen möchte wo die Höfe und Ortschaften waren, welche um Rommerz herum gestanden haben, muss man schon genau hinsehen um noch etwas davon zu finden. So kann man im „Remerz“ einen Teil der Rommerzer Landwehr anhand der Bodenbeschaffenheit erkennen oder etwa am „Lengheinze Hof“ die Größe des Gartens ausfindig machen oder die Flächen der Gebäude erkennen. Auch konnte man in der Flur Lage „Am Höfchen“ bei den Bauarbeiten für die neue Rommerzer Quelle Scherben aber auch Steine finden, welche auf eine Bebauung hinweisen. Die Namen der Orte finden sich zum Teil in den Lage- und Katasterkarten wieder, aber auch Flurnamen weisen auch heute noch auf die Wüstungen hin.    

Die ca. 350 jährige Blütezeit des Landlebens nahm um 1330/40 ein jähes Ende. Hierfür gab es verschiedene Ursachen, eine der wichtigsten war ein starker Bevölkerungsrückgang. Verantwortlich hierfür waren Hungersnöte (evtl. Klima bedingt) und Pestepidemien, die in mehreren Wellen unser Land heimsuchten. Besonders auf den Dörfern waren die Verluste an Einwohnern recht hoch viele Dorfbewohner wanderten auch in die weitaus sichereren Städte ab, welche die Bewohner der umliegenden Dörfer förmlich aufgesogen haben. Der Rückgang der Bevölkerung führte zu einer Nachfragenkriese nach Landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Getreide und anderen Agrarprodukten), hierdurch wiederum fielen die Preise für Agrarerzeugnisse.

Auch kann die Lage an überörtlichen Straßen, wie bei uns in Rommerz die Via Regia, der Ortesweg oder die Antsanvia zum verlassen einzelner Höfe oder Dörfer geführt haben. Den auf den Straßen waren nicht nur Handelsleute und vertrauenswürdige Reisende unterwegs auf ihnen reisten auch Räuber, Räuberbanden oder Halunken die nicht davor zurückschreckten sich Eigentum anderer anzueignen. Auch zogen Soldaten über die Straßen die oftmals vom Hunger geplagt reisen mussten und nicht zimperlich mit anderen Leuten Eigentum umgingen.

Viele Grundherren verarmten und verloren ihre wirtschaftliche Basis. Ein Teil dieser Grundherren meist war es der niedrige Adel versuchte sein Einkommen durch Raubzüge und Fehden aufzubessern. Dies war die Zeit der Raubritter die hordenweise in allen Regionen in Deutschland in die meist ungeschützten Dörfer und Klöster einfielen, plünderten und die Dörfer anschließend in Brand setzen.
 

                                                         
                                                                    Das Schloss Neuhof um 1700 von Ernst Wenzel

 

 
So war die Stadt Gersfeld im Jahre 1428 komplett wüst, nur das Schloss war noch bewohnt. Durch diese Wüstungsperiode nahm die Siedlungsdichte zwischen den Dörfern erheblich ab, im Fuldaer Land waren vor dieser Periode 230 Wohnplätze bekannt, 130 Dörfer überdauerten diese Wüstungsperiode die ca. von 1340 bis 1500 anhielt. Die vorhandenen Dörfer waren zwar restlos vom Erdboden verschwunden doch der wirtschaftliche Teil, die Wiesen und Äcker wurden meist weiter bewirtschaftet. Denn der Grund und Boden waren zur damaligen Zeiten das wichtigste Ertrag bringende Kapital der herrschenden Grundherren.

Als Grundherren sind für Rommerz neben dem Kloster Fulda, die Lehnsleute des Fürstabtes, die Herren von Küchenmeister, die Herren von Romrod, die Herren von Lüder, die Junker von Lasthausen und die Propsteien Johannesberg, Michaelsberg und Neuenberg zu nennen. Von daher ist es auch verständlich das im Falle eines teilweisen oder kompletten Abzuges der Bauern vielfach eine Verpflichtung der noch vorhandenen Bauern, auch aus den Nachbardörfern bestand, die Ländereien weiterzuführen.

               gemarkung rommerz
Die Gemarkung Rommerz, die Eingliederung der Gemarkungen von Lütz, Reimbrechts und Wanhütten kann man gut erkennen 


Im 16. Jahrhundert wurden die Gemarkungsgrenzen eingerichtet. Die wüsten Siedlungen wurden mit ihrer Fläche an die bestehenden Ortschaften angegliedert. Dies kann man am deutlichsten in der Flur von Rommerz an der Wüstung „Luts, Lütz“ erkennen, wenn man sich die Gemarkungskarte (s. Bild) anschaut.

 

Rommerz hat als Nachbarn die Dörfer Ellers, Neustadt, Opperz (heute Neuhof), Giesel, Hauswurz, Schweben, Weinberg, Buchenrod, Döngesmühle, Kellerei, Magdlos und Flieden.

Als wüst gelten die Dörfer: Rod, Reinbrechts, Luts und Wanhütten. Auch fielen der Lengheinze Hof und das Höfchen wüst, auf die Existenz des Birkenhofes weist eine Flurbezeichnung hin. Robert Bagus schreibt in seiner Chronik über Rommerz, das die Höfe und Ortschaften die heute als Wüst bezeichnet werden alle noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts bestanden haben.