C. Fulda unter den Zwischenherrschaften der napoleonischen Zeiten
Das Fuldaer Land blieb für die nächsten Jahre unter unmittelbarer Verwaltung Frankreichs. An seiner Organisation wurde in dieser Zeit nichts geändert. Erwähnenswert ist nur, dass es die beiden abliegenden Exklaven Holzkirchen und Johannesberg im Rheingau endgültig verlor. Am 4. August 1807 nahm Napoleon Hozkirchen für sich selbst in Anspruch und schenkte es im Jahre 1808 seinem Marschall Duroc. Johannesberg kam am 20. August 1807 an den Marschall Kellermann. Die spätere Schicksale der beiden Gutsbezirke gehören nich mehr in den Rahmen vorliegender Arbeit.
Am 1. Mai 1810 gründete Napoleon für Karl von Dalberg, den Fürstprimas des Rheinbunds, das Großherzogtum Frankfurt, dem am 19. Mai das Fuldaer Land als "Departement" angegliedert wurde. Bei dieser Gelegenheit ging die Stadt Herbstein verloren, die an Hessen-Darmstadt kam. Einen Ersatz für diesen Verlust erhielt das Land in den fünf Dörfern des Huttenschen Grundes, Eckardroth, Kerbersdorf, Romsthal, Wahlert und Katholisch-Willenroth, die zum Oberamt Salmünster geschlagen wurden. Das Großherzogtum Frankfurt war an sich kein einheitlicher Staat; lediglich erhielten seine innerlich voneinander recht verschiedenen Bestandteile den einheitlichen Namen Departements. Im Departement Fulda blieb die Ämterverfassung nach dem Stand vom 22 März 1805 bestehen, nur mußte die alte, eingebürgerte Bezeichnung Amt der französischen Einheitsbezeichnung Distriktsmairie weichen. Das Departement Fulda umfaßte also 16 Distriktsmairien, deren Einwohnerzahlen im Jahre 1812 betrugen:
Zahl der Gemeinden | Einwohnerzahl | |||||
1. | Stadt | Fulda | 1 | 7 468 | ||
2. | Distriktsmairie | Bieberstein | 26 | 5 432 | ||
3. | Distriktsmairie | Brückenau | 23 | 8 998 | ||
4. | Distriktsmairie | Burghaun | 16 | 4 508 | ||
5. | Distriktsmairie | Dermbach | 16 | 4 182 | ||
6. | Distriktsmairie | Eiterfeld | 20 | 5 504 | ||
7. | Distriktsmairie | Fulda-Land | 34 | 7 329 | ||
8. | Distriktsmairie | Geisa | 21 | 6 263 | ||
9. | Distriktsmairie | Großenlüder | 20 | 7 970 | ||
10. | Distriktsmairie | Hammelburg | 18 | 8 391 | ||
11. | Distriktsmairie | Haselstein | 9 | 3 078 | ||
12. | Distriktsmairie | Hünfeld | 17 | 5 938 | ||
13. | Distriktsmairie | Johannesberg | 21 | 3 440 | ||
14. | Distriktsmairie | Neuhof | 21 | 7 835 | ||
15. | Distriktsmairie | Salmünster | 18 | 7 154 | ||
16. | Distriktsmairie | Weyhers | 24 | 6 876 |
Lange sollte die Herschaft Dalbergs über das Fuldaer Land nicht dauern. Nach der Schlacht bei Leipzig wurde das Großherzogtum Frankfurt aufgelöst. Am 6. November 1813 trat eine vorläufige österreichische Verwaltung in Kraft, die bis zum 27. Juli 1815 währte.Unterdessen wurde auf dem Wiener Kongreß über die Neuordnung in Deutschland verhandelt. Das Ergebnis war für das Fuldaer Land besonders dedeutungsvoll: es wurde aufgeteilt. Nach der Schlußakte des Wiener Kongresses vom 9. Juli 1815 erhielt Preußen die fuldischen Ämter Fulda Stadt, Burghaun, Dermbach, Eiterfeld, Fulda - Land, Geisa, Großenlüder, Haseltstein, Hünfeld, Johannesberg, Neuhof, Weyhers und die Hälfte von Bieberstein; Österreich erhielt Brückenau, Hammelburg und Salmünster, dazu vom Amt Bieberstein die Ortschaften des Ulstergrundes: Batten, Brand, Dietges, Findlos, Liebhards, Melperts, Oberbernhards, Seiferts und Thaiden.
Die im Norden an das Fuldische angrenzenden ehemals reichsritterschaftlichen Gebiete von Buchenau, Lengsfeld, Mansbach und Wehrda wurden ebenfalls Preußen zugesprochen. Durch Vertrag vom 22. September 1815 trat Preußen die Ämter Dermbach und Geisa, sowie die Ritterschaft Lengsfeld an Sachsen - Weimar ab, die übrigen Gebiete überließ es am 16. Oktober 1815 an Kurhessen. Durch Vertrag vom 20. März 1816 tauschte Kurhessen das Amt Salmünster mit Sanner´z, Uerzell und dem Huttenschen Grunde gegen Abtretung des Amtes Weyhers ohne die Dörfer Melters und Hattenroth mit Österreich aus. Am 14. April 1816 überließ Österreich seinen Anteil an Bayern.