© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz


Nicht weit vom "Kirschbäumchen" im Gieseler Forst steht an der Antsavia (alter Handelsweg) der Seekasperstein. Es ist ein wuchtiger ca. zwei Meter breiter Sandstein auf diesem die Aufschrift - Seekasperstein 1657- eingemeißelt ist und links neben der Schrift wurde wurde ein Hufeisen angebracht. Es gibt unterschiedliche Sagen zu diesem Stein und seiner Entstehung, nachfolgend sind einige Geschichten und Sagen aufgeführt.

 

                                                   

 

 

 



Seekaspar 1657

von Beesten Revierförster i.R. - privates Manuskript, Hauswurz 1961

Es lebte in Fulda ein Centgraf, der dadurch berüchtigt war, viele Hexen hinzurichten,  an diesen Prozessen verdiente er gut. Dafür ist er später bestraft worden. In dieser Zeit wurde ein kleiner Bauer, namens Kaspar, wegen Wilddieberei in Fulda eingesperrt.  Er entkam aus dem Gefängnis und ging "über See" nach Amerika (daher Seekaspar).

Hier beteiligte er sich am Sklavenhandel und wurde in recht kurzer Zeit sehr  vermögend. Er kehrte nach Fulda zurück auf einem edlen Pferd und reich gekleidet. Er wurde von früher her nicht mehr gekannt. In Fulda befreundete er sich mit dem  Sohn des Centgrafen, der ein lockerer Vogel war und viel Geld verbrauchte.

Von diesem erfuhr er so manches über die Jägerei und den Stand starker Hirsche. Der  Jägerei fiel der Abschuß von den starken Hirschen natürlich auf. Eines Tages fingen sie den Wilddieb, fesselten Arme und Beine und banden ihn an sein eigenes Pferd.  Mit Hunden wurde das Pferd durch den Gieseler-Wald gehetzt. Wo der "Seekasparstein" steht in der Försterei Hauswurz, da war das Ende des Wilddiebes.

(von Beesten 1961, Förster von Hauswurz)

                                                                          

 


  Der Seekaspar  
                           "Im Gies`ler Wald, da steht ein Stein,
Den meidet nachts man ungemein;
Seekaspar, sagt man, führe stumm
Den Wand`rer in der Irr`herum

  Im Schwedenkrieg, ein Landsknecht war,
Von ächter Sorte Seekaspar.
Aus mancher Plün`rung, manchen Strauß
Bracht er erbeutetes nach Haus

 
  In Fulda galt ein solcher Mann
Zur Kriegszeit viel, darob Hauptmann,
Weil Kriegs-Handwerk er wohl verstand,
Vom Magistrat ward er ernannt

 
  Den Glauben man gewechselt hat
Nach Luthers Lehre in der Stadt;
Darauf hat sich ein Prädikant
Nach Fulda allsogleich gewandt

20
  Seekaspar dessen Tochter sah.
Er wusste nicht, wie ihm geschah;
Am Tag fand er keine Ruh
Und schloß des Nachts kein Auge zu

 
  Wohin er blickte, sah er nur
Des holden, lieben Mädchens Spur;
Hoch ihm das Herz im Busen schwoll,
Bis seine Lippen überquoll

11
  Zum Vater war er hingerannt.
Der Tochter bot er Herz und Hand;
Als reicher Freier Seekaspar
Dem Vater sehr willkommen war.
Der Vater segnete die Braut
 
  Und hat sie später auch getraut.
Der raue Krieger Seekaspar
Mit Tinchen wurde so ein Paar

21
  Der Friedensschluss zu Osnabrück
Zerstörte beider Liebesglück.
Er Katholik, sie Protestant,
Verlassen mussten Stadt und Land

 
  Gar mancher seinen Glauben lässt;
Nie treue Liebe auf sich lös`t.
Das Paar, allein sich angehört,
Verborgen lebte ungestört

47
  Der Glaubenslehre arger Streit
Die Herzen beider doch entzweit,
Seekaspar`n drängt`s als Katholik
Zu Winfreids Grab nach Fuld`zurück

 
  Sein Weibchen gibt ihm das Geleit
Doch unterwegs entspann sich Streit
In Glaubenssachen, widerlich!
Der Mann vor Wut nicht kannte sich

48
  Sie steigerte sich dergestalt
Zur Raserei im dichten Wald,
Daß Kaspar, der noch Waffen trug,
Sein Weib damit zu Boden schlug

 
  Am Platze, wo dies ist gescheh`n
Wir ein Stein errichtet seh`n.
Seekaspar aber selbst ein Geist,
Dabei nun wandert, wie es heißt."

52
  Quellennachweis: Heimat und Geschichtsgruppe im
Turnverein Prinz Eitel 1912 e.V. Hauswurz

Bilder: rem

 012009 rem



Aus " 850 Jahre Hauswurz"

Eine völlig andere, vermutlich aber der Wirklichkeit näher kommende Version wird in Hauswurz erzählt: Dort lebte während des Dreißigjährigen Krieges ein junger Mann Namens Kaspar. Er war wild, ungestüm und von der Jagdleidenschaft besessen. Immer wieder durchstreifte er die dichten Wälder um Hauswurz bis hinüber zum "Kirschbäumchen" und stellte dem Wild nach. Dabei begnügte er sich nicht nur mit dem Wildbrett dem köstlichen, sondern hatte es auch auf die Schönheiten der Trophäen abgesehen. Mancher kapitaler Hirsch fiel durch seine Hand.

So musste es kommen, dass die Obrigkeit auf ihn aufmerksam wurde. Man schickte Jäger in den Gieseler Wald, um dem Wildfrevler das Handwerk zu legen. Monatelang lag man auf der Lauer; Kaspar entkam immer wieder. Eines Tages jedoch geriet er in den Hinterhalt, wurde festgenommen, gefesselt und in Fulda in den Kerker geworfen. Da saß er nun, der einst so freiheitsliebende Kaspar, bei Wasser und Brot und sah den Tag seiner Aburteilung immer näher rücken. Aber Kaspar gab noch nicht auf. Er schmiedete Fluchtpläne. Seine Schwester kam ihm dabei zu Hilfe. Als Nonne verkleidet, besuchte sie ihn in seiner dunklen Zelle. Dort tauschte sie mit ihm die Kleider, und Kaspar verließ das Gefängnis.

Sein Fluchtweg führte ihn nach Nordamerika, mit dem Schiff über die "große See" (daher der Name Seekaspar). Kaspar hielt es da aber nur wenige Jahre aus. Die Sehnsucht nach seinen Angehörigen, nach seiner Heimat und den herrlichen Wäldern war so groß, das er sich trotz der Gefahren, die in der Heimat auf ihn lauerten, entschloss wieder nach Hauswurz zurückzukehren. Dort hat sich inzwischen einiges verändert. Vater und Schwester waren verstorben. Und nach ihm wurde gefahndet: auf seinen Kopf war eine Belohnung ausgesetzt. Was blieb Kaspar anderes übrig, als wieder unterzutauchen. Als Versteck bot sich ihm das dichte Waldgebiet zwischen Hauswurz, Giesel, Neuhof und Rommerz an, das er wie kaum ein anderer kannte. 


                                                                          


Dort hielt er sich in einer selbst erbauten Höhle in der Nähe des "Kirschbäumchens" auf und lebte vom Wildern und von dem, was der Wald sonst an Beeren und Pilsen bot. Die Sicherheit war trügerisch. So kam es, dass die Obrigkeit eine mehrtägige hochherrschaftliche Jagd just in diesem Gebiet ansetzte, in dem Kaspar sich versteckt hielt. Am zweiten Tag der Jagd fanden Jäger seine Spur und entdeckten seine Höhle. Für Kaspar gab es kein Entrinnen mehr. Sie fesselten ihn an Händen und Füßen, banden ihn an eines der Pferde und schleiften ihn so lange furch die Wälder bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gab. An der Stelle aber, wo heute der Stein steht, gruben sie ihm ein Loch und verscharrten seine Leiche. Doch noch während sie damit beschäftigt waren, erhob sich unter Donnern und Krachen und Tosen aus der Erde ein gewaltiger Stein, der heutige "Seekasperstein". Die Jäger waren ob dieses Spuks zu Tode erschrocken und verließen Hals über Kopf den Ort des Geschehens.

Auch künftig mieden sie die Gegend, denn der Geist "Seekaspar" spukt bis zum heutigen Tage in den Wäldern rings um das "Kirschbäumchen". Er führt den Wanderer in die Irre, versperrt ihm den Weg, lässt plötzlich undurchdringliche Nebelwände vor ihm aufsteigen oder gewaltige Bäume neben ihm zersplittern. Auch Zuhause ist man vor ihm nicht sicher. So soll es vorgekommen sein, dass Holz aus "Seekaspars Revier" im heimischen Herd nur unter Knallen, Krachen und mit großem Getöse verbrannte. Auch manch Jäger denkt nur ungern an seine Begegnung mit dem Geist "Seekaspar" zurück. So insbesondere jener (Schmitt, Praktikant) bei Oberförster Schlegel in Hauswurz dem "Seekaspar" in Gestalt einer angriffslustigen "Wilden Sau" begegnete. Nur durch einen mutigen Sprung auf einen in der nähe stehenden Baum bewahrte ihn vor größeren Verletzungen oder gar noch vor Schlimmerem. Ob es wohl eine späte Rache "Seekaspars" war?



          

 rem102023

 

 

1024 × 768