© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz


Aus " 850 Jahre Hauswurz"

Eine völlig andere, vermutlich aber der Wirklichkeit näher kommende Version wird in Hauswurz erzählt: Dort lebte während des Dreißigjährigen Krieges ein junger Mann Namens Kaspar. Er war wild, ungestüm und von der Jagdleidenschaft besessen. Immer wieder durchstreifte er die dichten Wälder um Hauswurz bis hinüber zum "Kirschbäumchen" und stellte dem Wild nach. Dabei begnügte er sich nicht nur mit dem Wildbrett dem köstlichen, sondern hatte es auch auf die Schönheiten der Trophäen abgesehen. Mancher kapitaler Hirsch fiel durch seine Hand.

So musste es kommen, dass die Obrigkeit auf ihn aufmerksam wurde. Man schickte Jäger in den Gieseler Wald, um dem Wildfrevler das Handwerk zu legen. Monatelang lag man auf der Lauer; Kaspar entkam immer wieder. Eines Tages jedoch geriet er in den Hinterhalt, wurde festgenommen, gefesselt und in Fulda in den Kerker geworfen. Da saß er nun, der einst so freiheitsliebende Kaspar, bei Wasser und Brot und sah den Tag seiner Aburteilung immer näher rücken. Aber Kaspar gab noch nicht auf. Er schmiedete Fluchtpläne. Seine Schwester kam ihm dabei zu Hilfe. Als Nonne verkleidet, besuchte sie ihn in seiner dunklen Zelle. Dort tauschte sie mit ihm die Kleider, und Kaspar verließ das Gefängnis.

Sein Fluchtweg führte ihn nach Nordamerika, mit dem Schiff über die "große See" (daher der Name Seekaspar). Kaspar hielt es da aber nur wenige Jahre aus. Die Sehnsucht nach seinen Angehörigen, nach seiner Heimat und den herrlichen Wäldern war so groß, das er sich trotz der Gefahren, die in der Heimat auf ihn lauerten, entschloss wieder nach Hauswurz zurückzukehren. Dort hat sich inzwischen einiges verändert. Vater und Schwester waren verstorben. Und nach ihm wurde gefahndet: auf seinen Kopf war eine Belohnung ausgesetzt. Was blieb Kaspar anderes übrig, als wieder unterzutauchen. Als Versteck bot sich ihm das dichte Waldgebiet zwischen Hauswurz, Giesel, Neuhof und Rommerz an, das er wie kaum ein anderer kannte. 


                                                                          


Dort hielt er sich in einer selbst erbauten Höhle in der Nähe des "Kirschbäumchens" auf und lebte vom Wildern und von dem, was der Wald sonst an Beeren und Pilsen bot. Die Sicherheit war trügerisch. So kam es, dass die Obrigkeit eine mehrtägige hochherrschaftliche Jagd just in diesem Gebiet ansetzte, in dem Kaspar sich versteckt hielt. Am zweiten Tag der Jagd fanden Jäger seine Spur und entdeckten seine Höhle. Für Kaspar gab es kein Entrinnen mehr. Sie fesselten ihn an Händen und Füßen, banden ihn an eines der Pferde und schleiften ihn so lange furch die Wälder bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gab. An der Stelle aber, wo heute der Stein steht, gruben sie ihm ein Loch und verscharrten seine Leiche. Doch noch während sie damit beschäftigt waren, erhob sich unter Donnern und Krachen und Tosen aus der Erde ein gewaltiger Stein, der heutige "Seekasperstein". Die Jäger waren ob dieses Spuks zu Tode erschrocken und verließen Hals über Kopf den Ort des Geschehens.

Auch künftig mieden sie die Gegend, denn der Geist "Seekaspar" spukt bis zum heutigen Tage in den Wäldern rings um das "Kirschbäumchen". Er führt den Wanderer in die Irre, versperrt ihm den Weg, lässt plötzlich undurchdringliche Nebelwände vor ihm aufsteigen oder gewaltige Bäume neben ihm zersplittern. Auch Zuhause ist man vor ihm nicht sicher. So soll es vorgekommen sein, dass Holz aus "Seekaspars Revier" im heimischen Herd nur unter Knallen, Krachen und mit großem Getöse verbrannte. Auch manch Jäger denkt nur ungern an seine Begegnung mit dem Geist "Seekaspar" zurück. So insbesondere jener (Schmitt, Praktikant) bei Oberförster Schlegel in Hauswurz dem "Seekaspar" in Gestalt einer angriffslustigen "Wilden Sau" begegnete. Nur durch einen mutigen Sprung auf einen in der nähe stehenden Baum bewahrte ihn vor größeren Verletzungen oder gar noch vor Schlimmerem. Ob es wohl eine späte Rache "Seekaspars" war?



          

 rem102023

 

 

1024 × 768