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Vorkomnisse zum Schmunzeln, gesammelt von Gerold Ihrig

Das Tonband: In den 50er Jahren

Füllortschlosser G. M. geht am Füllort Neuhof die Treppe in Richtung Füllstelle hinunter (Damals wurde der Ton noch von Hand aus dem Fördersalz herausgelesen). Füllortschlosser G. M. sieht wie der Bergmann E. K. auf das Tonband pinkelt. Nach einer halben Stunde geht G. M. zu E. K. und sagt: „Vorhin war der Obersteiger G. da und hat gesehen wie du auf das Band gepinkelt hast. Ich soll dir ausrichten, das du bis morgen 50-mal auf Papier schreiben sollst: Ich darf nicht auf das Tonband pinkeln. Die Zettel sollst du mir morgen geben.

Am nächsten Tag hatte E. K. seine Strafarbeit noch nicht fertig. G. M. sagte: „Beeile dich, ich muss die Zettel dem Obersteiger geben“. Ein Tag später lieferte E. K. die Zettel vorschriftsmäßig bei G. M. ab.
Obersteiger G. hat vermutlich nie von dieser Strafarbeit erfahren.



Die Orientierung: Anfang der 50er Jahre

Die Firstanker wurden noch von Hand gesetzt. Bergmann E. H. war dem Hauer K. K. als Helfer zugeteilt.

Schichtanfang wurden die Bohrmaschine, das Kabel, das Gezähe und Anker in die Strecke getragen. Während des Ankersetzen musste E. H. auch schon Anker in die nächste Strecke tragen. Da E. H.
kein Orientierungssinn hatte, legte er sich am Streckeneingang eine Ankerplatte auf die Sohle. Dies beobachtete der Schrapperfahrer und legte die Ankerplatte in den nächsten Streckeneingang. E. H. kam wieder, suchte seine Ankerplatte und schleppte weiter Anker in die falsche, schon geankerte Strecke.

Als die nächste Strecke geankert werden sollte fehlten natürlich die Anker. Mit Schimpfworten „Du Rindvieh usw.“ war natürlich für diese Schicht das Gedinge versaut.


Der Erdschluss: Anfang der 50er Jahre

Für die Stromversorgung unter Tage wurden unter anderen die alten Bleimantelkabel der Munitionsanstalt (MUNA) verwendet. Durch die Feuchtigkeit in den Sommermonaten entstand hin und wieder an dem alten Kabel auch ein Erdschluss. Samstag wurden diese Fehler gesucht, die aber nur bei Feuchtigkeit auftraten. Das 500 V Kabel wurde freigeschaltet. Es wurde gemessen, mit dem Kurbelinduktor geprüft.

Vorarbeiter A. J. sagte zu E - Steiger Sch.: „Dann legen wir mal 5 KV auf das Kabel. Gesagt getan. Es wurde aus sicherer Entfernung eingeschaltet. – Ein Knall in der Hauptstrecke. E – Steiger Sch.: „Seht ihr,das war nur Feuchtigkeit. Das Kabel wurde repariert und hat noch viele Jahre seinen Zweck erfüllt.


Der Panzer kaputt: ca. 1962

Maschinensteiger H. Dr. kommt aufgeregt aus dem Maschinenbüro, Elektrobüro und Steigerbüro in Querort 1 in die Werkstatt gelaufen und ruft: Helmut, Helmut - keine Antwort. Maschinensteiger H. Dr. fragt die anderen: Habt ihr dne H. Schl. gesehen? Nach Befragung von zwei Elektirkern und drei Schlossern
bekommt er Auskunft. Der H. Schl. sitzt auf dem Kübel. Maschinensteiger H. Dr. eilt zum Kübel und ruft Helmut, hör auf zu Scheißen, im Westen ist der Panzer kaputt.


Feuer in der Grube: Ende der siebziger Jahre

Reviersteiger Sch. Ruft in der Mittagschicht seine Fahrsteiger S. an: „Ich habe in der Abwetterstrecke Qu 99 u. 0. Brandgase gerochen, wir müssen gleich mal nachschauen was da los ist“. Eilig fahren beide zur besagten Stelle und gehen den Brandgasen nach.

Zum beiderseitigen Erstaunen finden Sie die Elektrikerkolone, welche sich zum Frühstück Bratwürstchen gegrillt hatten. So ist nicht jeder Brandgeruch einen Grund für einen Grubenwehreinsatz.


 

Die Streckenbreite: ca. 1982

Obersteiger P. kommt in eine Strecke im Revier 1. Am linken Stoß steht ein Bohrwagen. Der Reviersteiger, Maschinensteiger O. und der BW – Fahrer reparieren am Bohrwagen.
Obersteiger P. begutachtet das Lager – ca. 1,60 m hoch und schreitet die Streckenbreite ab. Noch einmal schreitet er die Streckenbreite ab und ruft, „die ‚Strecke ist zu schmal!“
Rufe mal den Revier Steiger St. Schw. über Funk!“ Revier Steiger Schw. kommt sofort. Obersteiger P.: „Die Strecke ist zu schmal!“ Reviersteiger Schw.: „Die Strecke habe ich
gestern erst gemessen. Die stimmt“.

Nach kurzer Dilskussion wird mit dem Bandmaß gemessen. 16,10 m sagt Reviersteiger Schw. - sogar 10 cm breiter als gefordert. Es wird noch einmal gemessen - 16,10 m. Daraufhin wird mit dem Zollstock gemessen - 14,80 m. Nach Prüfung des Bandmaßes wird festgestellt, dass im Bandmaß 1,30 m fehlte - warum auch immer. Somit waren die Schritte des Obersteigers P. genauer als das Bandmaß.


Die Fabrikstörung: ca. 1980

Am Aufsichtsplatz im Revier 1 klingelt das Telefon. Reviersteiger H. K. hebt ab und meldet sich. Ein aufgeregter Fabrikarbeiter ruft ins Telefon: Franz, schalte schnell die Pumpe ab, das Klärgefäß läuft über. Reviersteiger H. K. erklärt, dass er falsch verbunden ist: „Hier ist die Grube“ und legt auf.

Schichtende erzählt H. K. seine Kameraden von der Fabrikstörung. Am nächsten Tag ruft ein Kollege aus der Grube am Aufsichtsplatz Revier 1 an und meldet eine Störung in der Fabrik. H. K. sagt: Hier ist die Grube, du bist falsch verbunden. Doch der Anrufer ruft noch zweimal an. Pflichtbewusst wie H. K. war, ruft er den Fabrikmeister an und meldet die Störung. Der Fabrikmeister antwortet: „Was soll das, hier bei uns läuft alles „.


Die Seillänge: Anfang der 60er Jahre

Der Elektrikerkolone wurde nach Rolloch 14 geschickt um die elektrische Anlage eines Schrappers umzustellen. Die E – Aufsicht beauftragte den Vorarbeiter sich bei dem Reviersteiger R. L. zu melden usw. Mit den Fahrrädern fuhr man in Richtung Rolloch 14. Zwischen Rolloch 6 und Rolloch 14 kam ihnen Reviersteiger R. L. mit dem Fahrrad entgegen (die Steiger fuhren damals normalerweise Motorrad).

Der E- Vorarbeiter hielt an: Glückauf H. L., wir sollen im Rolloch 14 ------------------- . doch Reviersteiger R. L. fuhr stur weiter. Die E – Kolone fuhr weiter noch Rolloch 14 und wartete. Nach ca. 20 Minuten kam Reviersteiger R. L. zurück und fragte: „Was ist los, wo wollt ihr hin?“ Der E – Vorarbeiter fragte: „ Warum haben Sie vorhin nicht angehalten?“

Reviersteiger R. L. : „Ich habe doch das neue Schrapperseil, welches im Fahrweg liegt, gemessen. Jede Pedalumdrehung entspricht 1,10 m und ich war gerade am zählen“.
So wurde Anfang der 60er Schrapperseil gemessen.





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